Das Josephinum ist neben der Nationalbibliothek am Josephsplatz der einzige Repräsentativbau, der auf Joseph II. zurückgeht und gilt als das bedeutendste Beispiel klassizistischer Architektur in Wien.
Wachsmodelle
Das Josephinum ist neben der Nationalbibliothek am Josephsplatz der einzige Repräsentativbau, der auf Joseph II. zurückgeht und gilt als das bedeutendste Beispiel klassizistischer Architektur in Wien.
Josephinum
Währinger Strasse 25
1090 Wien
Mi - Sa & Feiertag* 10 - 18 Uhr
Do 10 - 20 Uhr
Donnerstag, 18. Mai, 10-18 Uhr geöffnet
*insofern der Feiertag auf einen Öffnungstag des Museums fällt
Das Josephinum beherbergt die international bedeutenden und einzigartigen Sammlungen der Medizinischen Universität Wien und präsentiert sie auf zwei Ebenen. Wesentliche Sammlungsbestände, wie die anatomischen Wachsmodelle aus dem Jahr 1785, die Person Josephs II., die Geschichte des Josephinums als radikale Idee der Aufklärung, die Erste und Zweite Wiener Medizinische Schule mit Verweisen bis zur heutigen Hightech-Medizin und die Wiener Medizinische Fakultät 1938-1945 werden in dieser permanenten Ausstellung unter zeitgemäßer Schwerpunktsetzung gezeigt.
Das Josephinum dient heute als Plattform für Kontakt und Austausch mit Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern. Eine wesentliche Aufgabe ist es, unser kulturelles Erbe zu sichern, zu erschließen und zugänglich zu machen. Daher sind wir weiterhin bestrebt, Dokumente und Objekte zu übernehmen und unsere Sammlungen zu erweitern.
Der Name Josephinum bürgerte sich zunächst als Kurzbezeichnung für die 1785 von Joseph II. gegründete militärchirurgische Akademie sowie das für diesen Zweck von Isidore Canevale im Stile eines klassizistischen Pariser Stadtpalais entworfene Gebäude in der Währinger Straße 25 ein. Heute verweist der traditionsreiche Name nicht nur auf das Gebäude, sondern auch auf die Organisationseinheit Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, die ausgegliederte Josephinum – medizinische Sammlungen GmbH sowie das neu eröffnete Museum für Medizingeschichte.
Unter Joseph II. werden die medizinischen Institutionen der Monarchie ausgebaut. Zu seinem Programm gehört auch die von Brambilla vorangetriebene Aufwertung der Chirurgie mit einem eigenen Doktorat. Bei der Universität stoßen seine Vorstellungen auf wenig Gegenliebe. Ein Resultat dieses Konflikts ist die Errichtung des Josephinums als eigenständige Lehrstätte mit der Chirurgie als Schwerpunkt. Doch Joseph fördert nicht nur Institutionen, sondern auch Einzelpersonen. Er schickt Ärzte seines Vertrauens auf ausgedehnte Studienreisen, um die Erfahrung anderer Länder in den österreichischen Spitalsbetrieb einfließen zu lassen.
Die Gründung der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie beruhte auf einer Idee Josephs, die damit eine Institution schuf, die dem Militärwesen unterstellt war und seine eigenen Vorstellungen für eine bessere Ausbildung umsetzen sollte. Das Josephinum wurde in Folge 1785 nach Plänen des Hofarchitekten Isidore Canevale fertiggestellt. Es ist neben dem Teil der heutigen Nationalbibliothek am Josephsplatz im ersten Wiener Bezirk der einzige Repräsentativbau, der auf Joseph II. zurückgeht und gilt als das bedeutendste Beispiel klassizistischer Architektur in Wien. Gleichzeitig ist das Gebäude ein wichtiges Zeugnis der Aufklärung in Österreich. Das Werk Appendice des ersten Direktor des Hauses Giovanni Alessandro Brambilla gibt uns auch heute einen anschaulichen Eindruck des Gebäudes, seiner Räume und Einrichtungen und seiner damaligen Nutzungen.
Ein wesentlicher Aspekt der josephinischen Reformen war die Verbesserung und die Vereinheitlichung der gesundheitlichen Versorgung und entsprechender Ausbildung und Verwaltung im gesamten Reich. In Zusammenhang mit der Gründung des Allgemeinen Krankenhauses und der Errichtung des Narrenturmes entstanden somit innerhalb eines Jahrzehnts umfassende medizinische und wissenschaftliche Einrichtungen, die als wesentliche städtebauliche Elemente die Stadt Wien bis heute prägen.
Im Josephinum wurden zudem Überlegungen zum gesunden Bauen jener Zeit verwirklicht – große Fenster, helle luftige Räume und klare, auf speziellen Zahlen basierende Architektur sollten der Gesundheit der Lehrenden und Lernenden förderlich sein.
Der erste Stock ist das Hauptgeschoss, die Beletage, des Gebäudes, in das man über die Prunkstiegen hinaufsteigen kann und in dem auch die Eingänge in den - im Rahmen der Renovierung rückgebauten und wieder zweistöckigen - Hörsaal sind. Der Hörsaal, wir kennen seine Ausgestaltung durch den Stich von Hieronymus Löschenkohl, der die Eröffnung der Akademie mit der Rede Giovanni Alessandro Brambillas an die Zöglinge der Akademie am 7. November 1785 darstellt, ist halbrund, neun Meter hoch und mit Malereien ausgestattet. Diese Malereien stellen in einzelnen Medaillons die großen Ärzte der früheren Medizin dar, wie beispielsweise Galen, oder Paracelsus. Die Blickrichtung mit zwei übereinanderliegenden Fensterreihen geht in den sogenannten Kräutergarten im Garnisonhof. Das Garnisonspital war das hinter dem Josephinum liegende Militärspital. für die Soldaten und deren Familien. Im Zentrum des Hauses unter dem Hörsaal lag die Aula, die auch heute wieder nach der Renovierung ein zentraler Raum ist und als Foyer die Besucher:innen empfängt.
Das überaus reiche kulturelle Erbe der heutigen Medizinischen Universität Wien repräsentiert die mehr als 650 Jahre lange Geschichte der medizinischen Fakultät der Universität Wien und jetzigen, seit 2004 ausgegliederten und als Universität eigenständigen Medizinischen Universität Wien.
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts spielte die medizinische Fakultät eine wesentliche Rolle im Gesundheitswesen einer Region, die zumindest das heutige Bayern, Oberösterreich, Niederösterreich inkl. Wien, Burgenland, Teile Ungarns und der Steiermark umfasste. Eine ähnliche Funktion übten nach derzeitigem Wissensstand lediglich italienische Universitäten sowie die medizinische Fakultät der Universität Prag aus, allerdings in einem wesentlich geringeren räumlichen Umfang bzw. mit wesentlich geringeren Befugnissen. Besonders bekannt ist die Bedeutung der sogenannten Wiener Medizinischen Schulen des 18. und 19. Jahrhunderts.
Einen speziellen Stellenwert nimmt das Josephinum ein, nicht nur aufgrund der eigenen historischen, architektonischen und kulturellen Bedeutung des Gebäudes und dessen ursprünglichen Sammlungen, sondern auch als Institution, die die gesamten historischen Bestände der Medizinischen Universität verwaltet, aufarbeitet und vermittelt.
Das reichhaltige kulturelle Erbe der Medizinischen Universität Wien zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass es sich um über viele Jahrhunderte gewachsene Bestände handelt, die aus der alltäglichen Tätigkeit der Fakultät in Wissenschaft, Lehre, Forschung und Gesundheitswesen erwachsen sind und somit deren Entwicklung in vielfältiger Weise repräsentieren. Das Wirken der Wiener medizinischen Fakultät ist aufgrund der ausgezeichneten Quellenlage gut dokumentiert, wobei eine weitere Besonderheit darin besteht, dass sehr verschiedenartige Quellen bis heute bewahrt werden konnten (Architektur, Lehrmittel, Instrumente, Literatur, Archivalien, Bildmaterial u.v.m.).
Unter den vielen Sammlungen, Bibliotheken, Dokumenten und Nachlässen im Josephinum ist die Sammlung anatomischer Wachsmodelle hervorzuheben, da sie ein weltweit einzigartiges Kulturgut darstellt, deren Erhaltung im Sinne des Denkmalschutzes eine besondere Bedeutung zukommt.